Gerzensee

Baugruppe A (Gerzensee, Dorf)
Beschreibung
Gerzensee ist ein altes Pfarrdorf mit herrschaftlichen Landsitzen. Neben dem Kirchbezirk gehört der ländlich-bäuerlich geprägte Dorfteil in der Ortsmitte, der einen dreieckigen inneren Freiraum umschliesst und dabei auch das Oberdorf umfasst, zu den räumlich qualitätvollsten Bereichen der Baugruppe. Die am Hangfuss gelegene Häusergruppe rund um die Kirche geht auf einen mittelalterlichen Siedlungskern zurück: Die (heute z.T. umgestaltete) Kirche wurde im 3. V. 15. Jh. auf romanischen Mauerresten erbaut und bildet zusammen mit dem etwas tiefer gelegenen herrschaftlichen Pfarrhaus von 1758-60 und dem zur selben Zeit erneuerten älteren Pfrundspeicher eine Gruppe von selten räumlicher Geschlossenheit. Weiter nördl. auf der Terrasse über dem gegen SO abfallenden Hang liegt der Landsitz Rosengarten, das sog. ?Mittlere Schloss?, ein typisches Beispiel einer frühen Berner Campagne des ausgehenden 17. Jh. Im 18. Jh. erlebte das Dorf eine Blütezeit, von welcher auch das erste Schulhaus Dorfstrasse 16, eines der ältesten im Kanton, zeugt. Im W schliesst das neue Schulhaus von 1856 an, wirkungsvoll auf das alte bezogen. Den beiden Schulbauten im SO vorgelagert ist ein Bauernhaus von 1911, ebenfalls ein Riegbau. Entlang der in nordwestl. Richtung verlaufenden Hauptstrasse reihen sich Bauten aus dem 19. und 20. Jh., typisch ist hier die lockere Folge von grossen Bauvolumina unterbrochen von Freiräumen mit Obstgärten. Südl. der Hauptstrasse dominieren Wohn- und Gewerbebauten, darunter 2 neobarocke Gasthöfe. Das Gebiet nördl. ist ländlich bis bäuerlich geprägt und wesentlich ursprünglicher erhalten. An der Hauptstrasse stehen die Höfe Nr. 8 und 6, letzterer mit grosszügigem Vorplatz und Linde an der platzartig erweiterten Strassenkreuzung. Die Kreuzung wird im N optisch gerahmt durch die wirkungsvolle Torsituation des ehem. Bauernhauses Belpbergstrasse 10 mit dem gleich ausgerichteten Ofenhaus. An der nördl. Verzweigung im Oberdorf nahe des alten Schlosses treffen eine Vielfalt von in Alter und Bauart verschiedener Gebäudetypen zusammen und nicht zuletzt dank dem Brunnen von 1985 erhält sie den Charakter eines Dorfplatzes. Hier gruppieren sich das stattliche Bauernhaus Nr. 17 (um 1800) mit dem zugehörigen Stöckli, weiter südl. davon, etwas höher gelegen, steht firstparallel das Wohnhaus Spielgasse 11 (um 1900) mit seinen vielfältigen Schweizer Holzstil-Verzierungen. Der Landsitz Rosengarten und die Kirche überragen die meisten traufständigen Bauten, die den unverbauten, sanft zum Gerzensee abfallenden Hang säumen. Aus dieser Richtung gesehen kommt das harmonische Nebeneinander von herrschaftlichen und bäuerlichen Bauten besonders gut zur Geltung. Es wird zusätzlich unterstrichen durch die stattlichen Obstgärten, die die Siedlung umgeben.