Oberhofen am Thunersee
Baugruppe A (Oberhofen, Dorf)
Beschreibung
Der Dorfkern von Oberhofen liegt auf einer sanft zum See hin abfallenden Ebene zwischen dem Hangfuss und der N-Flanke des Schwemmkegels des Riderbaches. Nach dem Brand 1864, der fast das ganze Dorf zerstörte, wurde eine Neuparzellierung in Raster-System von parallelen Hauptgassen entlang der Staatsstrasse und regelmässig verteilten Quergassen vom Hang zum See vorgenommen. Gegen S weicht das strenge Schema einer kleinteiligeren, organischeren Parzellierung, da die Gebäude teilweise aus der Zeit vor dem Brand stammen. Der Wiederaufbau erfolgte weitgehend einheitlich mit giebelständig zu den Hauptgassen ausgerichteten, spätklassizistischen Riegbauten mit Satteldächern und traufseitigen Lauben. Dieser Bebauungscharakter ist weitgehend erhalten. Durch verschiedene Fassadenoberflächen und unterschiedlich aufwändige Dekor-Elemente des Schweizer Holzstils ist die Gestaltung vielseitig. Die meisten Baukörper östl. der Staatsstrasse reichen von Gasse zu Gasse. Ihre Hauptfassade ist seewärts gerichtet, so dass der Gassenraum östl. durch Hausfronten und westl. durch Rückfassaden geprägt ist. Entgegen dieser im Dorf üblichen Ausrichtung orientieren sich die kleineren, schlichteren Riegbauten entlang der Burchgasse im nördl. Dorfteil nach S. Sie bilden ein spannungsvolles Gleichgewicht zur alten, teilweise überdachten Bruchsteinmauer, die den S-seitigen Gassenraum begrenzt. Die bescheidenen Dimensionen und kleinen Ökonomietrakte lassen darauf schliessen, dass hier nach dem Brand Wohnraum für Taglöhner und Arbeiter geschaffen wurde. Die Gasse mit der alten Steinpflästerung diente aber bereits vorher, ähnlich wie die Länggasse an der Burghalde, als Zugangsweg in den Rebberg. Insgesamt verfügt der Dorfkern mehrheitlich über intakte Zwischenräume. In der Mitte der Baugruppe ist ein Geviert des Bebauungsrasters freigehalten, hier liegt ein von Bäumen beschatteter und mit Brunnen möblierter Platz. Kleine Vorgärten und Bäume werten den oft Trottoirlosen Gassenraum stark auf. Die einheitliche und doch differenzierte Bebauung führt insbesondere bei der geschwungenen Staatsstrasse zu einem ausgezeichneten Strassenraum mit radial gestellten Baukörpern. Es ist eine historisch, architektonisch und räumlich bedeutende Baugruppe.
Einzelobjekte
Inkraftsetzung
10.07.2019