Biel/Bienne

Baugruppe B (Biel/Bienne, Neuenstadt)
Beschreibung
Die Baugruppe umfasst das Gebiet der 2. Stadterweiterung Biels - der Neuenstadt, die um 1340 in der Ebene südl. der Schüss gegründet wurde. Das charakteristische, bis heute erhaltene Merkmal dieser Stadterweiterung ist das für den mittelalterlichen Städtebau in der Schweiz seltene rechtwinklige Gassenraster. In diesem Gebiet liessen sich zunächst vor allem Kleingewerbler und Bauern nieder. Heute bildet das Gebiet den Bestandteil des Geschäftszentrums. Die Schwerpunkte der Baugruppe befinden sich im Bereich der Marktgasse, des nördl. Abschnitts der Nidaugasse und des westl. Abschnitts der General-Dufourstrasse. Die Marktgasse bildet das Zentrum der Baugruppe. Es handelt sich um einen beeindruckenden platzartigen Strassenraum, der durch die aus verschieden Epochen stammenden Häusern umrahmt wird. Die vor allem auf der N-Seite der Gasse erhaltene schmale Parzellierung der Häuser geht noch auf die mittelalterliche Grundstückstruktur zurück. Im Verlauf des 19. Jh., als die Marktgasse (vor 1879 Klostergasse) zum Ort der Monatsmärkte geworden ist, wurden die alten, bescheidenen Häuser umgebaut und aufgestockt oder durch grössere Häuser ersetzt. Das ehem. kleingewerblich geprägte Gassenbild erhielt mit den repräsentativen, spätklassizistischen und historisierenden Fassaden der Wohn- und Geschäftshäuser ein neues Gesicht. In der Nachkriegszeit wurden insbesondere auf der Südseite der Marktgasse einige grossvolumige, über den zusammengeschlossenen Parzellen gebaute Geschäftshäuser erstellt. Beim nördl. Abschnitt der Nidaugasse ist insbesondere die westl. Häuserzeile interessant. Ihre zumeist kleinteilige Anlage reicht teilweise ins Mittelalter zurück, als die Nidaugasse (damals Neuenstadt-Gasse) von der Mühlebrücke zum ehem. Nidautor angelegt wurde. Urspr. als niedrige, bescheidene Häuser einer Kleinstadt errichtet, erlebten sie seit A. 19. Jh. einen kontinuierlichen Wandel. Sie wurden wegen akuten Wohnungs- und Ateliermangels aufgestockt, gegen die Hinterhöfe ausgebaut oder durch Neubauten ersetzt. Die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. einsetzende Erneuerungswelle hat das Gesicht der Häuserzeile entscheidend mitgeprägt: Sie präsentiert sich heute als ein Konglomerat von unterschiedlichen Architekturauffassungen, vom Spätklassizismus über den Heimatstil bis zur Moderne. Der westl. Abschnitt der heutigen General-Dufourstrasse, der bis ins 19. Jh. Hintergasse hiess, bildet den Ausgangspunkt für die ab 1882 gegen O gebaute, grosszügige Allee. Sie wird heute durch die auf der S-Seite stehenden, spätklassizistischen Schulhausbauten Dufour-West und -Ost dominiert, die M. 19. Jh. anstelle eines Johanniterklosters gebaut wurden. Ansonsten haben sich hier nur wenige Altbauten erhalten. Der Strassenraum wird heute mehrheitlich von den grossvolumigen Geschäftshäusern aus der 2. H. 20. Jh. definiert. Die Baugruppe dokumentiert eindrücklich die Entwicklungsgeschichte von einem isolierten, bescheidenen Handwerker- und Bauernquartier zu einem offenen, städtisch geprägten Geschäftszentrum.