Twann-Tüscherz

Baugruppe F (Twann-Tüscherz, Tüscherz)
Beschreibung
Die Baugruppe gliedert sich in einen erhöht am steilen Rebberg gelegenen kompakten Dorfkern und eine Siedlungserweiterung entlang des im 19. Jh. angelegten schmalen Uferstreifens. Die winkelförmige, vom See her augenfällige Häuserzeile von ehem. Rebhäusern im Oberdorf bildet den nördl. Schwerpunkt von Tüscherz. Die lückenlose, der Höhenlinie folgende Zeilenbebauung ist mehrheitlich nach der verheerenden Brandserie von 1877 neu aufgebaut worden und siedlungstypologisch interessant (ähnlich wie in Schernelz und Schafis). Die 2- bzw. 3-achsigen, trotz jüngerer Ausbauten und Modernisierungen in ihrem Habitus bewahrten Gassenfassaden, weisen eine für das spätere 19. Jh. charakteristische sachliche und zurückhaltende Gestaltung auf. Ein wesentliches, das Erscheinungsbild des Oberdorfes prägendes Element ist der gewundene und stark ansteigende Dorfweg. Der schmale, teils von Brüstungs- bzw. Stützmauern, teils von traufständigen Gebäuden definierte Weg, war vor der Errichtung der uferparallelen Seestrasse (1835-38) nebst dem Seeweg der wichtigste, die obere Ländte erschliessende Zugang der Siedlung. 2 Gebäudepaare beidseits entlang des oberen Dorfwegs, deren Kellergeschosse Bauteile aufweisen, die ins 17., teilweise ins 16. Jh. zurückgehen, dokumentieren, dass sich die geschlossenen Häuserzeilen der N-seitigen Bielersee-Ortschaften aus kleineren Einheiten entwickelt haben. Am Fuss des steilen Rebhanges, bergseits der markanten, sich aus Nationalstrasse und doppelspuriger Bahnlinie zusammensetzenden Verkehrsachse, reihen sich die partiell aus Herbsthäusern hervorgegangenen, ebenfalls nach 1877 mehrheitlich neu aufgebauten Rebbauernhäuser, Weindepots und Gasthöfe in dichter Folge. Die Zeile der stattlichen, 3½-geschossige Trauffronten aufweisenden Baukörper direkt östl. der Abzweigung des Dorfweges bilden den qualitätvollen Schwerpunkt dieses Ensembles, dessen einseitige Bebauung dem Strassenalignement folgt und das die Dorfsilhouette trotz der überdimensionierten Verkehrsbauten wesentlich prägt. Bergseitig beeindruckt die Seeuferbebauung durch einen interessanten, dicht an den steilen Rebberg gefügten hinteren Bereich, dessen strukturelle Qualität sich in spannungsvollen Binnenräumen und verschiedenen Hinterhäusern manifestiert. Da diese Bauwerke wertvolle Zeugnisse der Dorfstruktur vor den einschneidenden verkehrstechnischen Massnahmen des 19. Jh. liefern, sind sie trotz bescheidener Volumetrie und unprätentiösem Erscheinungsbild von grosser architekturhistorischer und siedlungsgeschichtlicher Bedeutung. Das alte Rebbauerndorf verfügt über intakte Zwischenräume. Es ist von kleinen terrassierten Pflanz- und Ziergärten, von ortsbildprägenden Weg- und Stützmauern sowie von steilen Weinbergen durchsetzt. Die Häuserfronten und die Rebmauern bilden die typischen Gassenräume. Die Fassaden sind in verschiedenen Farben verputzt, was Tüscherz zum buntesten Winzerdorf am Bielersee macht.